CATS: LOEWE-Forschungsprojekt zu Chatbot-Systemen im Personalrecruiting startet

CATS: LOEWE-Forschungsprojekt zu Chatbot-Systemen im Personalrecruiting startet

Forschungsprojekt CATS © Hochschule RheinMain

Forschungsprojekt CATS © Hochschule RheinMain

Das Projekt CATS (Chatbots in Applicant Tracking Systems) wird in den kommenden zwei Jahren mit rund 356.000 Euro vom Land Hessen gefördert. In Kooperation mit der milch & zucker Talent Acquisition & Talent Management Company AG in Gießen wird an der Hochschule RheinMain der Einsatz von Chatbots in unterschiedlichen Phasen eines Bewerbungsprozesses sowie die Integration dieser Chatbots in Bewerbermanagementsysteme von Personalabteilungen untersucht.

Chatbots sind computergestützte Dialogsysteme, mit denen Nutzerinnen und Nutzer – ähnlich wie mit Menschen – in natürlicher Sprache kommunizieren können. Sie lassen sich beispielsweise in Instant Messenger integrieren und können dann Fragen automatisiert beantworten. Der weltweite Markt für solche Systeme wächst derzeit sehr stark. Der globale Umsatz wird für das Jahr 2025 auf 1,25 Mrd. US-Dollar geschätzt.

Flexibler Werkzeugkasten mit Vorteilen für beide Seiten

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, basierend auf verfügbaren Chatbot-Basistechnologien ein Recruiting-Chatbot-Framework zu entwickeln. Entstehen soll dabei ein flexibler Chatbot-Werkzeugkasten, der vor, während und nach der Bewerbung eingesetzt werden kann. Außerdem soll der Chatbot-Werkzeugkasten auch die Möglichkeit bieten, über standardisierte Schnittstellen in bestehende Bewerbermanagementsysteme integriert zu werden. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sollen die neuen Chatbots im Gegensatz zu bestehenden Lösungen eine verbesserte Kommunikation sowie umfassendere Interaktionsformen ermöglichen. „Wichtig ist es, dass wir die Bereiche identifizieren, in denen Chatbots eine realistische Effizienzsteigerung im Bewerbungsprozess bei akzeptabler Service-Qualität erzielen können“, erklärt Prof. Dr. Stephan Böhm, Projektleiter und Professor für Telekommunikation/Mobile Media im Studiengang Media Management.

Nutzerzentriertes Design

Wesentliche Ergebnisse im Projekt werden neuartige grafische Benutzeroberflächen (GUI) zur Bedienung und Konfiguration der Chatbots sein. Zusätzlich müssen Chatbot-Komponenten spezifisch zur Verwendung im Recruiting und zur Anbindung an Bewerbermanagementsysteme konfiguriert werden. Durch die Bereitstellung eines „Werkzeugkastens“ soll auch Mitarbeitern der Personalabteilungen ohne IT-Support die aufgabenbezogene Konfiguration von Chatbot-Systemen ermöglicht werden.
Zusätzlich sind auch die Endbenutzerschnittstellen so auszugestalten, dass Bewerber-anforderungen an eine gute User Experience sowie an Datenschutzanforderungen erfüllt werden können. Basierend auf einem nutzerzentrierten Design-Ansatz werden systematisch die bewerber- und unternehmensseitigen Anforderungen erhoben und mittels eines iterativen und agilen Projektansatzes ein Prototyp entwickelt. „Am Ende steht nicht eine konkrete Softwarelösung, sondern ein Framework als technisches Grundgerüst“, erklärt Prof. Dr. Stephan Böhm. „Daraus kann dann später ein kommerzielles Endprodukt für verschiedene Chatbot-Basistechnologien und Bewerbermanagementsysteme entwickelt werden“, ergänzt Ingolf Teetz, Vorstandsvorsitzender der milch & zucker AG.

Erste Schritte und Begleitforschung

In den kommenden Wochen werden zunächst Trainingsdaten für die KI-Komponenten identifiziert und aufbereitet. Fragen bezüglich geeigneter Basistechnologien und -standards, relevanter Schnittstellen und Anwendungsfelder, akzeptanzentscheidender Systemeigenschaften und GUI-spezifischer Möglichkeiten für das Chatbot-Framework stellen die Basis der begleitenden Forschung dar. Des Weiteren sollen die Qualität der Chatbot-generierten Bewerberdaten bewertet und geeignete KI-Modul-Trainingsdaten erhoben beziehungsweise adaptiert werden. „Die gemeinsame Entwicklungsarbeit zwischen Hochschule und Unternehmen in einem LOEWE-Forschungsprojekt macht dabei den besonderen Reiz aus“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Jäger, Sonderbeauftragter des Fachbereichs Design Informatik Medien.

Das Forschungsprojekt CATS (HA-Projekt-Nr.: 642/18-65) wird im Rahmen der Innovationsförderung Hessen aus Mitteln der LOEWE-Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben gefördert.


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stephan Böhm, stephan.boehm@hs-rm.de


Weitere Informationen:

https://www.hs-rm.de/de/fachbereiche/design-informatik-medien/forschungsprofil/cats/

Künstliche Intelligenz aus europäischer Perspektive

Künstliche Intelligenz aus europäischer Perspektive

International und interdisziplinär: 26 Internetforschungsinstitute eines europäischen Netzwerks forschen zu gesellschaftlichen Herausforderungen digitaler Technologien wie der Künstlichen Intelligenz (KI). Bei einer Konferenz in Haifa stellen NachwuchsforscherInnen ihre Ergebnisse zu rechtlichen und ethischen Auswirkungen von KI vor und die Weiterarbeit des Netzwerks wird besprochen.

Berlin, 28.11.2018 – Wie transparent müssen Algorithmen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nach sein? Wie können ethische Auswirkungen Künstlicher Intelligenz gemessen und gekennzeichnet werden? Welchen Einfluss hat KI auf Privatsphäre und Demokratie? Vom 28. bis zum 30. November präsentieren NachwuchswissenschaftlerInnen europäischer Forschungsinstitute ihre Forschungsergebnisse bei der Konferenz „Artificial Intelligence: ethical and legal implications“ in Haifa, Israel, die vom Center for Cyber Law & Policy der University of Haifa (CCLP) und dem European Hub des Global Network of Internet Society Research Centers organisiert wird. Die Keynote wird Helen Nissenbaum von der Cornell Tech halten.

Die Forschungseinrichtungen gehören zu einem internationalen Netzwerk, dessen Ziel es ist, europäische Internetforschung auf internationaler Ebene zu stärken. Derzeit besteht das Netzwerk aus 26 Forschungsinstituten in 15 Ländern, wie das Nexa Center for Internet and Society in Turin, das Oxford Internet Institute in Großbritannien und das Digital Center in Warschau. Koordiniert wird der sogenannte European Hub vom Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) in Berlin.

„Es ist beeindruckend, wie viele junge KollegInnen in Europa sich bereits aus unterschiedlichen Perspektiven der Frage nähern, welche Potentiale und Risiken KI für die Gesellschaft und das Individuum birgt. Wir geben ihnen durch die Konferenz eine Plattform, sich auszutauschen, neue Denkanstöße zu bekommen und sich zu vernetzen“, sagt Wolfgang Schulz, Forschungsdirektor am HIIG. „Sie haben auch die Gelegenheit, ihre Arbeiten mit etablierten ForscherInnen zu diskutieren, so nimmt mit Helen Nissenbaum eine der international bedeutendsten DenkerInnen zu Privacy an der Konferenz teil“. Der European Hub wurde im Oktober 2017 gegründet und gehört zum Global Network of Internet Society Research Centers. Neben dem inhaltlichen Fokus auf Künstliche Intelligenz wollen die Institute ihre weitere Zusammenarbeit während der Konferenz diskutieren und festigen.

Weitere Informationen: Das Programm der Konferenz: http://noc-europeanhub.net/wp-content/uploads/2018/10/AI-Legal-Ethical-Implications.pdf
Über den European Hub: http://noc-europeanhub.net/ und HIIG: https://www.hiig.de/

Pressekontakt: Florian Lüdtke | Tel. +49 30 200 760 82 | presse@hiig.de

Über das NoC
Das Global Network of Internet Society Research Centers ist eine Initiative wissenschaftlicher Institutionen, die interdisziplinäre Forschung im breiten Themenkomplex Internet und Gesellschaft betreiben. Das Netzwerk wurde 2012 – u.a. vom Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) – gegründet und verfolgt das Ziel, die Zusammenarbeit der teilnehmenden Institute zu stärken, um voneinander zu lernen, Synergien zu heben und globale Fragen gemeinsam angehen zu können. Das NoC setzt sie sich mit Themen lokaler, nationaler und globaler Bedeutung auseinander, etwa in den Bereichen Policy, Regulierung und Governance, gesellschaftlicher Wandel, neue Märkte und Businessmodelle, Immaterialgüterrecht, Privacy, Sicherheit und vielen anderen mehr. Das Netzwerk möchte gemeinsame Forschungsaktivitäten anregen und koordinieren, denn viele dieser Fragen bedürfen einer internationalen und interdisziplinären Betrachtung. Mehr Informationen finden Sie hier: http://networkofcenters.net/about (englisch).

Über das HIIG
Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) erforscht die Entwicklung des Internets aus einer gesellschaftlichen Perspektive, um die damit einhergehende Digitalisierung aller Lebensbereiche besser zu verstehen. Als erstes Forschungsinstitut in Deutschland mit einem Fokus auf Internet und Gesellschaft hat das HIIG ein Verständnis erarbeitet, das die Einbettung digitaler Innovationen in gesellschaftliche Prozesse betont. Basierend auf dieser transdisziplinären Expertise und als Teil des Global Network of Interdisciplinary Internet & Society Research Centers will das HIIG eine europäische Antwort auf den digitalen Strukturwandel entwickeln.

Das HIIG wurde 2011 von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), der Universität der Künste Berlin (UdK) und vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gegründet mit dem Hans-Bredow-Institut Hamburg als integrierter Kooperationspartner. Die ForschungsdirektorInnen des Instituts sind Prof. Dr. Jeanette Hofmann, Prof. Dr. Dr. h.c. Ingolf Pernice, Prof. Dr. Björn Scheuermann, Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer und Prof. Dr. Wolfgang Schulz.

Weitere Informationen:

http://noc-europeanhub.net/wp-content/uploads/2018/10/AI-Legal-Ethical-Implications.pdf Logo des European Hub